
Schon in den 1970er-Jahren begann der Erfolg mit Mikrotransaktionen im Gaming mit den sogenannten Arcade-Videospielen: In öffentlichen Spielhallen ließen sich Spiele wie Donkey Kong oder Pacman an Automaten per Münzeinwurf starten. Heute werden mit sogenannten Free to Play-Games – die den Markt dominieren – zunächst kostenlos angebotene Spiele mit Mikrotransaktionen finanziert, mit denen man im Spiel Fortschritte, Gegenstände oder Figuren kaufen kann.
Worin Teile der Spielebranche besonders raffinierte Strategien entwickelt haben: Mittels kleinster Zahlungen, für sich genommen marginal, die Hemmschwelle für eine Transaktion auf ein Mindestmaß zu verringern. Und wer einmal gekauft hat, wird es wieder tun – so intelligent bzw. manipulativ sind die datengetriebenen Algorithmen, auf der Suche nach dem kleinen Pool zahlungskräftiger Spieler, noch dazu häufig Minderjährige, die dann immer tiefer in ihre Abhängigkeit zum Spiel hineingeraten und die in der Fachsprache als „Wale“ bezeichnet werden, die die Spielemacher „fangen“ wollen. Darüber hinaus hat die Mikrotransaktion auch das Spieldesign verändert: Wer nicht mehr mit dem Spiel für dessen Kauf werben will, sondern innerhalb eines Spiels ständig monetarisiert, wird das Spiel so gestalten, dass möglichst häufig eine Transaktion sinnvoll erscheint. Ein Manipulationsmechanismus?
Gäste
Lies van Roessel ist Medienwissenschaftlerin mit Schwerpunkten im Bereich der Game Studies und der Media Industry Studies. In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sie sich mit den Entwicklungsprozessen und Normen der Entwickler:innen von Free-to-play-Spielen.
Jörg Luibl hat 21 Jahre lang als Chefredakteur für das Spielemagazin 4 Players gearbeitet. Jetzt ist er mit seinem eigenen Spielemagazin und -Podcast Spielvertiefung befasst.
Burak Tergek, Jurist, arbeitet bei der Verbraucherzentrale NRW und berät u.a. bei Beschwerden im Zusammenhang mit Gaming.
Weiterführendes
Die jüngsten Veröffentlichungen vom Verband der deutschesn Gamesbranche „Game“ lassen sich hier nachlesen. Nachzulesen und nachzuschauen ist außerdem die kritische Berichterstattung vom Standard, Vice oder Jan Böhmermanns ZDF Magazin Royale. Der Artikel vom Technologieblog Every zum Thema der „Wale“ findet sich hier.