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Akzentfarbe: beige Autor: Borna Mohajer Verantwortungsblog

„Die Kunstwelt ist eine Mafia”

„Die Kunstwelt ist eine Mafia”

In den Hype-Jahren wurden NFTs im Wert von 17 Milliarden US-Dollar gehandelt. Die Goldrauschstimmung ist zwar vorüber, aber die NFTs sind geblieben. Für einen iranischen Sammler sind die JPGs sein Leben. Konstantin Schönfelder hat darüber mit ihm gesprochen.

Borna Mohajer im Gespräch mit Konstantin Schönfelder | 15.05.2024

Erstellt mit Adobe Firefly. Prompt: „illustration of the letters N F T in brown tones, cubism, minimalism; abstract; modern art“

Die Welt der NFT’s hat sich für eine breitere Öffentlichkeit vor allem als Spekulationsphantasie dargestellt. Ein „NFT“, ein Non-Fungible Token, ist im Gegensatz zu Kryptowährungen ein singulärer und nicht teilbarer Wert auf der Blockchain, eine Art Sigel oder Zertifikat. Als wichtigstes Anwendungsgebiet dafür hat sich bislang digitale Kunst entwickelt: Sobald die Datei eines Kunstwerks auf einer Blockchain „geminted“ wird, ist das NFT auf einem öffentlichen Konto einsehbar. Wer den Token besitzt, ist der Eigentümer des digitalen Kunstwerks, das nun zwar weiterhin kopiert und vervielfältigt werden kann, aber eben ohne dabei aber das im Token festgeschriebene Eigentumsverhältnis zu berühren. In den Hype-Jahren 2021/22 wurden NFTs im Wert von 17 Milliarden US-Dollar gehandelt. Die JPEGs – etwa von stilisierten Affen und Pinguinen – wurden von zahlreichen Prominenten gehandelt, der Hype damit noch weiter befeuert. Der Wert der digitalen Artefakte und die Innovation hinsichtlich der Eigentümerschaft ist jedoch, wie das Meiste in der Krypto-Welt, extrem volatil: Die „CryptoPunks”, eine Kollektion mit 10.000 einzigartigen menschenähnlichen Figuren, die zu den ersten Kollektionen des NFT-Goldrausches zählt, wurden mitunter im zweistelligen Millionenbereich gehandelt, pro Stück. Sie verfügen mittlerweile allerdings nur noch über einen Bruchteil dieses Wertes, der zudem in starker Abhängigkeit zur ihrerseits schwankenden Kryptowährung Ether steht. Nun scheint die ungebrochene Faszination etwas abgeklungen, die Welt digitaler Kunstsammler:innen normalisiert sich. Der Taschen-Verlag hat für das Jahr 2024 eine erste monographische Kuration von NFTs vorgelegt und die 101 „einflussreichsten“ Künstler:innen zwischen zwei Buchdeckeln gebündelt. Das Buch kostet, je nach Ausführung, zwischen 750 und 4.000 Euro. Im Interview spreche ich mit einem Sammler digitaler NFT-Kunstwerke, der den Hype hinter sich hat, für NFTs aber dennoch eine Zukunft sieht.

Borna Mohajer: Das war im März 2021, als Beeple seine „Everydays: the First 5000 Days“ für 69 Millionen Dollar bei Christie’s verkaufte. Und nur eine Woche später wurde bei Christie’s ein Haufen „CryptoPunks” für 12 Millionen verkauft. Das war der Boom der NFTs. Und ich wusste noch nichts davon. Ich wusste nichts über Krypto. Ich wusste nur, dass es etwas namens Bitcoin gab, das man „minen” konnte. Ich habe vor ein paar Jahren versucht, Bitcoin zu minen, aber mit meinen Laptops und Desktop-PCs konnte ich nur ein Millionstel Bitcoin pro Jahr damit bekommen. Das war es nicht wert. Aber da ich als Fotograf arbeitete, war das erste, was ich über NFTs dachte, dass ich meine Fotos verkaufen kann. Also begann ich, meine Fotos als NFTs zu vermarkten, und versuchte, sie auf Twitter zu promoten. Aber das ging schief, niemand hat sich dafür interessiert.

BM: Damals gab es eine Twitter-Diskussion um die Rivalität zwischen den „CryptoPunks“, die im Grunde die Großväter der gesamten NFT-Szene waren, und dieser neuen Sammlung, den „Bored Apes“. Das hat mich fasziniert. Diese „Bored Apes“ wurden für etwa 180 bis 200 Dollar pro Stück verkauft, und viele neue Leute kauften sie und stiegen so in die NFT-Welt ein. Ich verfolgte das, und mochte diese Affen wirklich – diese seltsamen Individuen, die diese Art von gegenseitiger Rivalität haben. Zu derZeit, als ich begann, mich ernsthaft mit ihnen zu beschäftigen, kosteten die billigsten Affen etwa 3.000 Dollar. Aber alles, was ich hatte, waren etwa 10.000 Dollar, das war mein gesamtes Vermögen. Zugleich mochte ich diese seltsame Kultur rund um diese Affen und Avatare wirklich sehr. Natürlich gefielen mir die Punks besser, aber ich hatte kein Geld, um die Punks zu kaufen, also kaufte ich schließlich einen „Bored Ape”. Ich hatte keine Ahnung von seinem tatsächlichen Wert. Es war mir auch egal. Ich habe jedenfalls 3.000 Dollar bezahlt. Vielleicht wollte ich einfach nur cool und schräg sein und den Leuten eine lustige Geschichte erzählen können. Wenn mich das nächste Mal jemand fragt: „Und was machst du? “, kann ich antworten: „Ich habe 3.000 Dollar für dieses JPEG bezahlt“. Ich hatte keine weitergehenden Pläne, aber ich habe mich sofort damit identifiziert.

„Bored Ape 5136, im Besitz von bornosor.eth“

BM: Als ich die ersten Angebote erhielt, wurde mir klar, dass dies eine Art Investition war. 2000 Dollar, 2500 Dollar wurden mir kurz darauf geboten. Und fünf Tage später bekam ich ein Angebot über 3600 Dollar, was mehr war, als ich dafür bezahlt hatte. Zuerst habe ich gar nicht verstanden, was da passiert ist. Es ist ein Secondhand-Affe. Warum sollte jemand mehr dafür bezahlen wollen? Ich verstand die Idee von Sammlerstücken nicht und wie sie funktionieren. Alles, was ich bis dahin gekauft hatte, verlor an Wert: Ich kaufte eine Kamera, benutzte sie und sie wurde entwertet. Aber ich wollte diesen Affen ja gar nicht verkaufen. Also habe ich stattdessen einen neuen Affen gekauft, den ich für das Doppelte verkaufen wollte, was eine weitere coole Geschichte wäre, die man beim Abendessen erzählen könnte. Und wenn mich das nächste Mal also jemand fragt, was ich mit meinem Leben anstelle, antworte ich: „Ich habe dieses JPEG für 4.000 Dollar gekauft und für 10.000 Dollar verkauft“. Also habe ich versucht, einen mit seltenen Merkmalen zu bekommen: Er trug einen coolen Tweed-Mantel im Gangster-Stil, der teurer war als die anderen Kleidungsstücke, die die anderen anhatten. Und den bekam ich für etwa 4.000 Dollar. Aber am Ende habe ich auch den einfach behalten. Vielleicht war das der Moment, in dem ich anfing, ein Sammler zu werden.

BM: Ich habe festgestellt, dass mir das tatsächlich Spaß macht. Das ist es, was ich bin. Und die Leute assoziieren mich plötzlich damit! Ernstzunehmende Leute, wie der CEO des Time Magazine, begannen mir zu folgen und mit mir zu sprechen. Da habe ich gemerkt: Das ist eine Identität, und es geht um mehr als nur um Spaß im Internet. Ich sammle Dinge, die für ernsthafte Menschen auf der ganzen Welt von Bedeutung sind. Das war etwa Ende 2022. Die „Bored Apes“ schossen auf 600.000 Dollar pro Stück in die Höhe und die „CryptoPunks“ lagen bei 300.000 bis 400.000 Dollar. Ich wollte erst wechseln, aber dann bin ich bei den „Bored Apes“ geblieben. Ich brauchte meine Geschichte viel mehr als die Punks. Und ich war außerdem mit meiner Entscheidung für die „Bored Apes“ schon ziemlich bekannt.
Und ja, ich spreche von „Identifizierung“ im Sinne der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, die sofort erkennbar durch das entsprechende Profilbild ist. Und im Falle des NFT kann man sich den digitalen Fußabdruck einer Person anhand der Aktivitäten auf der Blockchain ansehen: Was hat diese Person gesammelt, verkauft, gehandelt. Es ist sowohl sehr anonym als auch sehr genau nachvollziehbar, wie engagiert man sich für seine digitale Identität einsetzt.

BM: Ich habe nie etwas Bedeutendes aus diesen Werten gemacht. Aber in der Ethereum-Welt habe ich mit diesen beiden Affen angefangen. Und wenn man die NFTs eine Weile behält, bekommt man noch ein paar Extras. Das wird für Leute, die sich nicht auskennen, sehr dumm klingen, aber neben den Affen haben sie, die Erfinder Affen, uns zunächst Hunde gegeben. Sie haben gerade bekannt gegeben, dass man für jeden Affen einen Begleithund bekommt, und zwar kostenlos. Der Hund kostete etwa 4.000 Dollar. Kostenloses Geld dachte ich, danke. Ich habe die Hunde immer noch. Und sie kosteten irgendwann um die 40.000 Dollar pro Stück. Und dann gaben sie uns eine Art Impfserum, kostenlos für jeden Affen, also bekam ich zwei davon. Dann konnte man auf die Webseite gehen und seinen Affen mit einem dieser Serums paaren – und so einen mutierten Affen erschaffen. Ich behielt den ursprünglichen Affen, aber das Serum wurde zerstört und daraus entstand dieser mutierte Affe. Ich hatte also zwei „Bored Apes”, zwei Hunde und zwei mutierte Affen (die Mutanten kosteten zur Hochzeit jeweils 200.000 Dollar). Außerdem kündigten sie an, dass sie ein Spiel mit dem Namen Metaverse machen – sie brachten den Token „Ape Coin” auf den Markt, der ein fungibler Token ist, also kein NFT mehr. Und sie haben mir Tokens im Wert von etwa 700.000 Dollar gegeben, nur weil ich zwei Affen, zwei Hunde und zwei mutierte Affen in meiner Wallet hatte. Für die anfängliche Investition von 8.000 Dollar für die zwei Affen habe ich etwa 2 Millionen Dollar an Geschenken bekommen. Wenn du verkaufst, entgehen dir vielleicht die künftigen Extras. Und mir ging es sowieso nicht um das Geld. Also habe ich als Beweis meines Commitments bis heute alles behalten.

BM: Ich und ein Freund wollten diese kulturelle Rivalität zwischen den Gemeinschaften der „Bored Apes” und „CryptoPunks” schlichten. Die „CryptoPunks” tragen keine Kleidung, man sieht nur das Gesicht, die „Bored Apes” zeigen ihre Schultern und ein wenig die Brust. Wir haben einige dieser Kleidungsstücke im Stil der „CryptoPunks” und der gepixelten Kleidung neu gezeichnet und einige der Köpfe der „CryptoPunks” draufgesetzt. Es war eine Mischung aus beiden Typen, und wir nannten sie „Bored Punks”. Wir haben sie dann auf der Plattform Opensea veröffentlicht. Es war als Aufruf zum Frieden, zum Waffenstillstand gedacht. Jeder Affe kostete genau ein Zehntel von dem, was ein „Bored Ape“ bei der Markteinführung kostete.
Das Ziel war, ein Drittel der Sammlung zu verkaufen, um ein neues iPhone oder ein iPad davon zu kaufen. Aber dann war die Kollektion tatsächlich innerhalb von sechs oder sieben Minuten ausverkauft und brachte uns 25.000 Dollar ein. Das war der Wahnsinn und wurde natürlich zu einem sehr ernsthaften Projekt. Aber dann begann Opensea, der damals seriöseste NFT-Marktplatz, Menschen aus dem Iran zu sperren. Die Kollektion erzielte auf dem Sekundärmarkt irrsinnige Preise, und wir konnten nicht von den Royalties für diese NFTs profitieren, mit denen wir auf dem Sekundärmarkt fünf Prozent für jeden Verkauf gemacht hätten. Das wäre das Fünf- oder Sechsfache dessen gewesen, was wir mit dem Erstverkauf verdient hatten. Es war seltsam, dass Opensea so vorgegangen ist. Wir waren aktive Teilnehmer in diesem Bereich und sie haben einfach prinzipiell unsere Sammlung ausgeschlossen. Opensea verstößt meiner Ansicht nach gegen das Prinzip der Inklusivität, sie meinen damit nur bestimmte Gruppen, die schwarze Community in den USA oder homosexuelle Amerikaner, LGBQ-Menschen etc. Aber alle Iraner:innen sind aus Prinzip ausgeschlossen. Es ist seltsam, das zu sagen, aber ich war dennoch gar nicht unglücklich darüber, dass dieses Projekt beendet wurde. Ich wollte nie, dass es mich definiert, und so konnte ich andere Sachen machen.

BM: Jetzt bin ich hauptsächlich bei Superrare. Superrare hat als erster Marktplatz  Smart Contracts eingeführt, die die Künstler:innen einsetzen können. Davor waren die Unterschrift und der Name des Künstlers nur ein Merkmal, das das NFT hatte. Es hieß „Künstler” und diese Kategorie war der Name. Aber der Token war Teil dieses riesigen gemeinsamen Vertrags zwischen allen Künstler:innen. Superrare hat das geändert. Nun konnte man den eigenen, unabhängigen Vertrag auf Superrare verwenden. Selbst wenn Superrare eines Tages beschließen sollte, dich zu sperren, hättest du immer noch volle Autonomie über deine Werke.

BM: Als Damien Hirst ankündigte, dass er die Kollektion machen will, waren wir einfach nur froh, dass ernstzunehmende Künstler den Raum betreten. Ich habe nicht in Erwägung gezogen, selbst eins zu kaufen. Sie kosteten 2.000 Dollar, als sie auf den Markt kamen, und es gab ein seltsames Kartenzahlungssystem. Also habe ich mich nicht am Erstverkauf beteiligt.
Jedes einzelne dieser 10.000 Werke, physisch hergestellte und dann als NFT digitalisiert, ist von Damien Hirst individuell benannt worden. Es sind ja nur zufällig mit Punkten bedeckte Gemälde, aber sie sind benannt. Ich habe mir diese Kollektion lange nach ihrer Veröffentlichung angesehen, sie war schon viel teurer. Sie kostet mittlerweile 12.000 oder 13.000 Dollar pro Stück. Ich fand eines, das To prove you wrong hieß. Und ich dachte, das ist die Essenz dessen, was ich mit NFTs mache. Also habe ich es gekauft. Ich meine, ich hatte eine Menge magisches Internet-Geld in meinen Taschen. Ich konnte es mir mit dieser Währung leisten, die ich sowieso nicht für irgendetwas anderes benutze, also habe ich es einfach gemacht. Und wieder, ähnlich wie bei meinen „Bored Apes”, dachte ich mir, vielleicht bietet Hirst eine physische Version an, und was mache ich dann? Es wäre ja sehr dumm, das NFT im Austausch für die physische Version zu zerstören.
Das Prinzip war: Wer ein Kunstwerk von „The Currency” erwirbt, hat ein Jahr Zeit, sich für das physische Original oder das NFT zu entscheiden. Also dachte ich, ich besorge mir ein weiteres Exemplar, und das andere wird dann zerstört. Um eines als NFT, eines als physisches Original zu haben. Am Ende habe ich beide als NFTs behalten. Man erhält einen Download-Link für diese Bilder mit einem sehr hochauflösenden Scan beider Seiten des Kunstwerks, die Datei ist jeweils größer als 100 Megabyte. Und es war sehr schön zu sehen, dass Hirst selbst seinen gesamten Vorrat verbrannt hat. Er hatte eintausend für sich behalten. Ursprünglich wollte er nur 10 Prozent davon als NFT aufbewahren und 900 im physischen Original. Aber am Ende der Reise, durch diese soziokulturell neue, verrückte Gemeinschaft, die sich um diese Kunstwerke herum gebildet hat, hat er beschlossen, alle 1000 als NFT zu behalten. Ich erinnere mich, dass wir uns auf Discord mit ihm unterhalten haben. Er verdiente bereits eine Menge Geld mit seinen Verkäufen, den Tantiemen usw. und wie ein Kind, wie alle von uns, kam er in den Chat und stellte seine neue NFT-Kollektion vor. Er zeigte seinen neuen „Bored Ape”. Damien Hirst hat geflext.

BM: Ich bin weniger eingeschränkt. Zunächst einmal lebe ich im Iran. Ich habe keinen Zugang zu den meisten großen (westlichen) Märkten. Ich muss reisen, um an diese physischen Waren zu kommen. Ich habe keinen Zugang zu Gemeinschaften von Menschen, die ebenso besessen sind wie ich von diesem speziellen Sammlerstück. Und ich habe auch nicht wirklich ein Ventil, um mich als jemand, der ein Interesse am Sammeln dieser Dinge hat, auszudrücken oder zu präsentieren, zumindest kann ich mein Interesse an ihnen nicht authentifizieren. Ich kann Fotos von Autos teilen, aber ich kann nicht wirklich beweisen, dass ich ein Autosammler bin, es sei denn, ich besuche Autoshows. Jetzt kann ich all dies von meinem Zuhause in Teheran aus tun.

BM: Diese „Ich bin ein engagierter, digitaler Spinner, der einen Großteil seines Geldes in komische Zeichentrick-Affen investiert hat“-Erzählung wurde geändert in „Du bist ein brillanter Kopf und hattest die Intuition, all diesen Leuten voraus zu sein“. Und plötzlich bist du Clubkamerad von Snoop Dogg, Eminem, Madonna und Jimmy Fallon. Ich mochte das nie. Ich wollte nicht, dass der Affe zu einem Rolex-Symbol wird.  

BM: Taschen veröffentlichte es auf einer Konferenz in Paris im Rahmen einer größeren Veranstaltung für NFTs im Februar 2024. Es umfasst Künstler und Projekte, die im Bereich der NFT- und der digitalen Kunst einflussreich waren. Aber es gibt zwei Probleme: Es ist ein sehr, sehr teures Buch. Das Basismodell kostet 750 Euro. Und was auch eine Menge Kontroversen auslöste, war das, was einige Leute auf X den „Taschen-Effekt“ nannten – einige der enthaltenen Kunstwerke waren zu unverschämten Preisen gelistet. Dieser Preis war als „unverkäuflich“ gedacht, nicht als wirklicher Preis, den irgendjemand bezahlt hätte.
Aber als das Buch dann in Paris an einem Stand einsehbar war, und die Leute es dort durchblätterten, begannen viele dieser Kunstwerke tatsächlich zu diesen verrückten Preisen verkauft zu werden, die das Drei-, Vier- oder Siebenfache der ursprünglichen Preise der anderen Werke dieser Künstler:innnen hatten. Das ist ein interessanter Effekt, denn die NFT-Welt versucht ja immer so zu tun, als würde sie sich der traditionellen Kunstwelt, die das Geld verdient, entgegenstellen. Sie will demokratischer sein und die Intermediäre der Kunstwelt abschaffen oder umgehen. Der Anspruch ist: Wir machen die Strukturen transparent. Wir ermöglichen es den Künstler:innen, direkt mit ihren Sammler:innen und ihrem Publikum in Kontakt zu treten. Und: Wir brauchen keine Institutionen, denn Institutionen sind möglicherweise böse und die Kunstwelt ist böse. Die Kunstwelt ist eine Mafia. Doch dann fängt die Kunstwelt, die böse Mafia, tatsächlich an, ein Buch über NFTs zu drucken.

Das Gespräch wurde am 25.02.2024 online zwischen Frankfurt und Teheran geführt.

Zitiervorschlag

Mohajer, Borna und Konstantin Schönfelder (2024): „Die Kunstwelt ist eine Mafia“. In: Verantwortungsblog. https://zevedi.de/die-kunstwelt-ist-eine-mafia/ [15.05.2024].