
Wollen wir den Klimawandel in einem für Menschen erträglichen Rahmen halten und voraussehen, an welche Veränderungen wir uns anzupassen haben werden, dann müssen wir das Klima berechenbar machen – mit seinen komplexen Zusammenhängen, so gut es geht. Die Klimaforschung hat in den letzten Jahrzehnten auch in der öffentlichen Wahrnehmung enorm an Bedeutung gewonnen. Wie jedoch kommen die Wissenschaftler:innen zu denjenigen Ergebnissen, die dann in der Öffentlichkeit als Szenarien, Prognosen und Warnungen ankommen? Ein Teil der Antwort lautet: auf Basis von Simulationen, für die mathematische Klimamodelle mit großen Datenmengen zu verbinden sind. In Deutschland steht Forscher:innen dafür seit den späten 80er Jahren das Deutsche Klimarechenzentrum in Hamburg zur Verfügung. Es handelt sich um ein Hochleistungsrechenzentrum, das die öffentliche Hand speziell für diesen Zweck unterhält. Neben Rechenzeit auf optimierten Supercomputern bietet es seinen Nutzer:innen breite Unterstützung und Services an. Was genau geschieht am DKRZ und wodurch unterscheidet es sich von anderen Hochleistungsrechenzentren? Welchen Beitrag leistet es – für die Wissenschaft in Deutschland und in der internationalen Zusammenarbeit? Könnten moderne Technologien wie Quantencomputer oder Maschinelles Lernen in Zukunft helfen, das Klima schneller besser zu verstehen? Und: Wie sieht eigentlich die Klimabilanz vom Klimarechnen aus?
Thomas Ludwig ist Professor für Informatik und leitet das Deutsche Klimarechenzentrum (DKRZ). Als Wissenschaftler forscht und lehrt er außerdem an der Universität Hamburg. Im Digitalgespräch stellt der Experte für Wissenschaftliches Rechnen vor, worin der Auftrag dieses besonderen Rechenzentrums besteht und wie es ihn erfüllt. Dabei erklärt Ludwig auch, wie sich Hochleistungsrechnen seit den 1980er Jahren entwickelt hat und wie das Zusammenspiel aus wissenschaftlicher Modellierung und den Möglichkeiten, die modernste Supercomputer bieten, zu Durchbrüchen in der Klimaforschung führt. Mit den Gastgeberinnen Marlene Görger und Petra Gehring diskutiert Ludwig, welchen konkreten Nutzen die Ergebnisse der Klimaforschung und die Daten, die dabei gesammelt werden, der Allgemeinheit bringen können, ob Forschungsinfrastruktur zu wenig öffentliche Beachtung erfährt – und warum es nicht so schlimm ist, wenn falsche Wettervorhersagen durch machine learning noch ein bisschen falscher werden.
Weitere Informationen:
Zur Webseite des Deutschen Klimarechenzentrums : https://www.dkrz.de/de